FDP unterstützt neue Stellplatzordnung mit Fahrradstellplätzen
In den Diskussionen und den öffentlichen Veranstaltungen, die wir im vergangenen und diesem Jahr im Rahmen der Erarbeitung des Gemeindeentwicklungskonzeptes –dem berühmten IGEK- geführt haben ist immer wieder deutlich geworden, dass die Sulzbacher Bürger sich weniger Autos im Ort wünschen. Das sind die fahrenden, die durchfahrenden, aber auch die parkenden.
Das wurde auch im Zusammenhang mit der Entwicklung neuer Bau-gebiete immer wieder betont – Bauen: ja, mehr Verkehr im Ort: nein
Die Meisten hier im Raum werden wissen, welches Baugebiet ich damit im Besonderen meine.
Auch die Gemeindevertretung hat sich immer wieder dafür ausgesprochen, keinen weiteren Autoverkehr im Ort haben zu wollen – die Vermeidung von Verkehr ist auch eines der vereinbarten Ziele des IGEK.
Doch wo fängt denn die Wahl des Verkehrsmittels für einen Sulzbacher an, der ins Ort zum Einkaufen, zum Arzt oder sonst wohin will oder auch nur die Kinder in den Kindergarten oder die Schule bringen will: vor der eigenen Haustür.
Wenn da verlockend ein Auto auf dem Parkplatz des eigenen Grundstückes steht, ist die Versuchung groß, schnell das Auto zu nehmen, anstatt umständlich das Fahrrad aus’m Keller zu holen und damit zu fahren. Manchmal steht das Auto – oder das Zweitauto ja auch gleich vor’m Grundstück auf der Straße, weil in der Garage ja das Bobby car und der Roller, der Rasenmäher, die Gartenabfälle und der alte Schrank, der ja schon lange zum Sperrmüll sollte, stehen und ja gar kein Auto mehr reinpasst.
Oder das Auto so groß ist, dass man in der viel zu kleinen Garage zwar das Auto rein, aber dann die Autotür nicht mehr aufkriegt.
Wir haben es also als Gemeindevertreter selbst in der Hand, mit einer Stellplatzsatzung dafür zu sorgen, dass das Fahrrad an Attraktivität gewinnt und verstärkt dazu genutzt werden, mal auf die Schnelle ins Ort zu kommen oder in die Schule zu radeln anstatt das Mamataxi zu nutzen.
Wenn wir in der Satzung vorgeben, dass bei Neubaumaßnahmen attraktive Abstellmöglichkeiten für Fahrräder geschaffen werden müssen, werden sich die Bauherren oder Ihre Architekten darüber Gedanken machen müssen, wie man das bei einem Haus-Neubau – und nur dafür gilt eine Stellplatzsatzung (nicht für den Bestand)- umsetzen kann.
Ein Fahrrad ist im Zeitalter von e-bikes auch längst nicht mehr nur ein schrottiger Drahtesel, bei dem es egal ist, ob er nachts geklaut wird oder nicht, sondern das sind wertvolle Fahrzeuge, die auch entsprechend gesichert abgestellt gehören.
Ein hochwertiger Fahrradabstellplatz vor der eigenen Haustür kann also ein wichtiger Baustein bei der Wahl eines umweltfreundlichen Verkehrsmittels sein. Wenn ich zu Hause keine Möglichkeit habe, ein Fahrrad tagsüber oder erst recht abends sicher und komfortabel unterzustellen, werde ich das Fahrrad auch nicht unbedingt am nächsten Morgen nutzen. Da nützen auch die von der Gemeinde bereits durchgeführten Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung der Fahrradnutzung im Ortsbereich wenig z. B. mit den Maßnahmen der der verträglichen Mobilität—dem Aufstellen von Fahrradbügeln im Ort, der Anschaffung von abschließbaren fahrradboxen am Bahnhof etc.
Die Wahl des Verkehrsmittels, mit dem ich losfahre, findet also vor der eigenen Haustür statt.
Genauso ist es heute wichtig, dass ich auch am Arbeitsplatz eine geeignete Abstellmöglichkeit für mein Fahrzeug habe. Wenn ich also umweltfreundlich mit einem e-bike oder einem pedelec zur Arbeit gefahren bis, möchte ich auch dort einen geeigneten und sicheren Fahrradabstellplatz finden. Idealerweise auch eine Dusche und eine Möglichkeit zum Umziehen. Wie und wo man so etwas bei einem Büroneubau unterbringen kann, darum sollen sich bitte schön die Architekten und Planer Gedanken machen müssen und Lösungen finden.
Die Aufgabe der Politik, also von uns, ist es diese Überlegungen anzuregen. Und genau das wollen wir erreichen. Wir lehnen daher auch bei der Bemessung von Parkplätzen in neunen Bürogebäuden ein ‚weiter-so‘ ab und stimmen für eine maßvolle Reduzierung von Kfz-Stellplätzen hin zur Schaffung von alternativn Mobilitätskonzepten. Das sind nicht nur die erwähnten Fahhradstellplätze, sondern auch die Ladestationen für e-Fahrzeuge, Schaffung von job-ticket-Angeboten und so weiter.
Wenn wir also wollen, dass das Auto nicht mehr in dem Maße wir heute unser Straßenbild im Ort bestimmt, ist die Verabschiedung einer entsprechend gestalteten Stellplatzsatzung das geeignete Mittel, die richtigen Zeichen dafür setzen.
Wir müssen auch Antworten auf das sich gerade sehr intensiv und drastisch ändernde Mobilitätsverhalten der Menschen finden.
Für mich persönlich und viele meiner Altersgenossen war der Führerschein und das erste eigene Auto noch das Wichtigste am 18-werden. Ich habe dafür gesorgt, dass sich in meinem Elternhaus die Anzahl der Autos verdoppelt hat – von vorher einem auf dann zwei. Mein Bruder hat ein paar Jahre später die Anzahl dann verdreifacht. Die Folge davon: zwei Autos haben dann notgedrungen auf der Straße geparkt.
Das ist heute längst nicht mehr so: die jüngere Generation der heute 18-werdenden macht es vor:
Heute braucht man kein eigenes Auto, man braucht Mobilität.
Das kann zwar auch mal das Auto sein, kann aber auch das Fahrrad, das pedelec, der Bus, die Bahn sein oder man geht auch mal zu Fuß.
In den größeren Städten ist es schon längt üblich, dass an fast jeder Ecke ein car-sharing-Auto steht – im Idealfall sogar ein elektrisches, das man nutzen kann, wenn man es braucht, aber halt auch nur dann.
Weil dann weniger eigene Autos in den Straßen stehen, könnte dann eine Straße auch ganz anders aussehen als heute: nicht mehr wie ein großer Autoabstellplatz, sondern es können sich neue Räume und Möglichkeiten für die Gestaltung einer Straße ergeben – vielleicht ein neuer Baum, eine Spielstraße oder ein Radweg.
Zugegeben, das ist für Sulzbach sicherlich noch Zukunftsmusik, aber warum soll man nicht eine Vision und ein Ziel haben, an dessen Umsetzung man dann Stück für Stück arbeitet.
Wir von der FDP wünschen uns, dass in Sulzbach das Auto nach wie vor seinen Stellenwert hat, aber für die Wege, für die es Alternativen zum Auto gibt, diese Alternativen auch aufgezeigt und so attraktiv gestaltet und angeboten werden, dass sie in Zukunft stärker genutzt werden können.
Wir sind also für die Reformierung unserer Stellplatzsatzung, der Anpassung an geänderte Realitäten im Mobilitätsverhalten der Menschen und wollen, dass wir damit eine zukunftsfähige Mobilität in Sulzbach gewährleisten können.
Dazu zählt so nebenbei auch die Förderung der RTW, denn auch das ist ein Baustein dazu.
Wir stimmen der Stellplatzsatzung in der vorliegenden Form zu und setzen uns für die Festsetzung von Fahrradabstellanlagen bei allen Neubauvorhaben ein; also schon ab dem Neubau eines einzelnen Einfamilienhauses, wie es im Beschlussvorschlag als Variante A vorgeschlagen ist.
Stefan Hartmann